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Tennis-Legende Boris Becker wegen Insolvenzverschleppung in London vor Gericht
In London hat der Prozess gegen Tennis-Legende Boris Becker wegen Insolvenzverschleppung begonnen. Der 54-Jährige traf am Vormittag zusammen mit seiner Freundin Lilian de Carvalho Monteiro am Southwark Crown Court in der britischen Hauptstadt ein. Die Staatsanwaltschaft wirft Becker vor, in einem Insolvenzverfahren in seiner Wahlheimat Großbritannien Vermögenswerte unterschlagen und Informationspflichten nicht eingehalten zu haben. Ihm drohen bis zu sieben Jahre Haft.
Ein Konkursgericht in London hatte den dreimaligen Wimbledon-Sieger im Juni 2017 wegen unbeglichener Schulden für zahlungsunfähig erklärt. Seine Außenstände wurden damals auf bis zu 50 Millionen Pfund (59 Millionen Euro) geschätzt.
In 24 Anklagepunkten wird Becker nun vorgeworfen, in dem Insolvenzverfahren unter anderem mehrere Pokale zurückgehalten zu haben, darunter die Trophäe für seinen ersten Wimbledon-Sieg 1985. Zudem soll er Immobilien, Aktien und Bankguthaben verschwiegen und große Summen unter anderem auf Konten seiner Ex-Frauen Barbara und Lilly Becker überwiesen haben.
Die verschwiegenen Summen sollen sich auf rund 1,8 Millionen Pfund (2,1 Millionen Euro) belaufen. In einer Voranhörung ging es unter anderem um eine Wohnung im Londoner Nobel-Stadtteil Chelsea sowie zwei Immobilien in Deutschland, die Becker nicht ordnungsgemäß gemeldet haben soll.
Nach der Insolvenz wurden bis Juli 2019 mehr als 80 Gegenstände aus Beckers Besitz versteigert. Dazu zählten Trophäen, Tennisschläger, Fotos, Uhren sowie ein "Bambi" des Tennis-Stars. Bei der Zwangsversteigerung fehlten allerdings einige wichtige Trophäen, die nicht auffindbar waren. Mit dem Erlös in Höhe von rund 765.000 Euro wurde ein kleiner Teil von Beckers Schulden beglichen.
Der Prozess wegen Insolvenzverschleppung sollte eigentlich schon im September beginnen, wurde aber verschoben, weil Becker sein Anwaltsteam austauschte. Er sei "froh, dass der Prozess jetzt endlich losgeht und das Gericht ein Urteil sprechen wird", sagte Becker im Vorfeld der "Bild am Sonntag". "Die vergangenen fünf Jahre waren verdammt lang, die härtesten meines Lebens."
Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe weist Becker zurück. Bei einer Gerichtsanhörung im Oktober 2020 hatte er in allen Anklagepunkten auf nicht schuldig plädiert. Sein damaliger Anwalt sagte, Becker sei entschlossen, die Vorwürfe zu entkräften und seinen Ruf wiederherzustellen.
Im Prozess, der voraussichtlich drei Wochen dauern wird, will Becker einen Dolmetscher nutzen - obwohl sein Englisch nach Angaben seines Anwalts "sehr gut" ist. Das Verfahren begann mit der Auswahl der Geschworenen, die von Richterin Deborah Taylor aufgerufen wurden, Beckers Prominenz zu "ignorieren".
Der Tennis-Star, der in seiner Sportlerkarriere sechs Grand-Slam-Turniere gewann, hatte bereits wiederholt juristische Schwierigkeiten wegen finanzieller Angelegenheiten. Die spanische Justiz nahm Becker wegen Schulden im Zusammenhang mit seiner Villa auf Mallorca ins Visier. Die Schweizer Justiz warf ihm vor, den Pfarrer nicht bezahlt zu haben, der ihn 2009 traute.
2002 hatte ein Gericht in München Becker wegen Steuerhinterziehung von rund 1,7 Millionen Euro zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe von 500.000 Euro verurteilt. Dieser Prozess wie auch Häme über mehrere gescheiterte Beziehungen des Sport-Stars trugen dazu bei, dass das Verhältnis von "Bumm-Bumm-Boris" zu seinem Heimatland Deutschland abkühlte und er London als Wohnort wählte.
Während seiner aktiven Sportlerkarriere hatte Becker 49 Titel gewonnen und Preisgelder von mehr als 20 Millionen Euro kassiert. Unvergessen ist sein erster Wimbledon-Sieg 1985 im Alter von 17 Jahren. Er wurde damit zum jüngsten Einzel-Sieger des prestigeträchtigsten Turniers.
W.Morales--AT