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"Amok"-Täter fährt in Berlin in Schülergruppe - eine Tote und mehrere Verletzte
"Amok"-Täter fährt in Berlin in Schülergruppe - eine Tote und mehrere Verletzte / Foto: Odd ANDERSEN - AFP

"Amok"-Täter fährt in Berlin in Schülergruppe - eine Tote und mehrere Verletzte

In der Nähe der Berliner Gedächtniskirche ist ein Autofahrer in eine Menschenmenge auf einem Bürgersteig gefahren und hat dabei eine Schulklasse aus Hessen erfasst. Eine Lehrerin wurde getötet, ein weiterer Lehrer sowie mehrere Jugendliche wurden zum Teil schwer verletzt, wie die Regierungen in Berlin und Wiesbaden am Mittwoch mitteilten. Berlins Innensenatorin Iris Spranger sprach am Abend von einer "Amoktat eines psychisch beeinträchtigten Menschen".

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Der mutmaßliche Täter war gegen 10.30 Uhr mit einem Kleinwagen in die Schülergruppe auf dem Gehweg der Tauentzienstraße, der Verlängerung des Kurfürstendamms, gefahren, bevor das Auto im Schaufenster eines Geschäfts zum Stehen kam. Der Fahrer wurde von Passanten festgehalten und Einsatzkräften der Polizei übergeben.

Die Berliner Polizei erklärte am Abend, unter den teils schwer Verletzten seien 14 Schülerinnen und Schüler aus Hessen. Den Behörden in Berlin und Wiesbaden zufolge war die zehnte Klasse einer Schule im hessischen Bad Arolsen auf Klassenfahrt in Berlin.

Bei dem Fahrer handelt es sich laut den Ermittlern um einen 29-jährigen Deutsch-Armenier, der in Berlin lebt. Berichte über ein Bekennerschreiben, das in dem Tatfahrzeug entdeckt wurde, wiesen sowohl Innensenatorin Spranger wie auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) zurück.

In dem Auto seien jedoch Plakate mit Äußerungen "über die Türkei" entdeckt worden, sagte Spranger. Giffey sprach von "zwei Plakaten" auf der Rückbank des Fahrzeugs. Aber es sei noch nicht geklärt, "ob das im Zusammenhang mit der Tat steht, wem die gehören und ob dahinter eine politische Aussage steht", sagte sie im ZDF. In den ersten Vernehmungen des Mannes habe man noch keine klaren Aussagen bekommen.

Laut der Berliner Polizei werden die Ermittlungen von der Mordkommission des Landeskriminalamts geführt, in deren Gewahrsam der Verdächtige sei. "Nach Durchsuchungen laufen die Ermittlungen und Spurenauswertung intensiv weiter", erklärte sie am Abend auf Twitter. Die Polizei bat Zeuginnen und Zeugen, Beobachtungen an ein Hinweisportal zu melden. Dort können auch Handyaufnahmen hochgeladen werden.

Giffey sagte, Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sei über den Sachstand informiert und stehe in ständigem Austausch mit Berlins Behörden. Im Moment sei es aber Aufgabe der Berliner Ermittlungsbehörden, da die Motivation der Tat noch unklar sei.

Die Landesregierungen von Berlin und Hessen sowie die Bundesregierung reagierten erschüttert. Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich "tief betroffen" von der "grausamen Amoktat". "Wir denken an die Angehörigen der Toten und an die Verletzten, darunter viele Kinder", erklärte er auf Twitter. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach den Angehörigen und Hinterbliebenen ebenfalls sein "tiefes Mitgefühl" aus. Innensenatorin Spranger ordnete für Donnerstag Trauerbeflaggung in Berlin an.

Nach Angaben aus Wiesbaden machte sich unter anderem ein Notfallteam der betroffenen Schule auf den Weg nach Berlin, um den Jugendlichen und deren Eltern beizustehen. Auch an der Schule selbst waren Teams im Einsatz. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) zeigte sich "fassungslos und tief betroffen". Hessen biete Berlin "jedwede Unterstützung" an.

Auf die Frage, ob es noch mehr Sicherheit für Fußgänger in Berlin bräuchte, sagte Giffey unterdessen im ZDF: "Wir haben hier am Breitscheidplatz seit Dezember 2016 umfangreiche Sicherheits- und Schutzmaßnahmen. Wir haben heute genau gegenüber dieser Schutzmaßnahmen den Vorfall gehabt". Das sei eine "Situation, die besonders schlimm ist". Doch könnte nicht die gesamte Stadt mit Pollern und Betonabzäunungen versehen werden.

Am 19. Dezember 1916 war der Islamist Anis Amri mit einem gestohlenen Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche gefahren. Zwölf Menschen wurden getötet und Dutzende verletzt. Amri wurde wenige Tage später auf der Flucht in Italien von der Polizei erschossen.

M.O.Allen--AT