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US-Behörden ermitteln in Fall von zehnjährigem Vergewaltigungsopfer gegen Abtreibungsärztin
Im aufsehenerregenden Fall eines zehnjährigen Vergewaltigungsopfers in den USA, das für eine Abtreibung in einen anderen Bundesstaat reisen musste, ermitteln die Behörden jetzt gegen die Ärztin, die den Schwangerschaftsabbruch vornahm. Der konservative Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Indiana, Todd Rokita, erklärte am Donnerstag, es werde untersucht, ob die Medizinerin Caitlin Bernard die Abtreibung und den vorausgegangenen "Missbrauch" des Mädchens gemeldet habe.
"Dies nicht zu tun ist in Indiana ein Verbrechen, und ihr Verhalten könnte sich auch auf ihre Lizenz auswirken", erklärte Rokita. Zuvor hatte der Generalstaatsanwalt dem konservativen Nachrichtensender Fox News gesagt, Bernard seine "Abtreibungsaktivistin, die wie eine Ärztin auftritt".
Der Fall des zehnjährigen Vergewaltigungsopfers hatte in den USA nach der Abschaffung des landesweiten Grundrechts auf Abtreibungen durch den Supreme Court für Empörung gesorgt. Das Mädchen hatte für eine Abtreibung von ihrem Heimatstaat Ohio in den Nachbarstaat Indiana reisen müssen. Ohio hatte sofort nach der Entscheidung des Obersten US-Gerichtshofs Abtreibungen nach der sechsten Schwangerschaftswoche verboten. Bei dem Mädchen war diese Frist verstrichen.
Präsident Joe Biden sprach vergangene Woche über den Fall, als er Maßnahmen zum Schutz des Rechts auf Schwangerschaftsabbrüche vorstellte. "Stellen Sie sich vor, wie es ist, dieses kleine Mädchen zu sein." Rechte Politiker und Medien zogen aber in Zweifel, dass sich der Fall tatsächlich zugetragen habe - zumal es zunächst nur eine Quelle gab, die Ärztin Bernard.
Am Dienstag wurde dann der mutmaßliche Vergewaltiger des Mädchens in Ohio festgenommen, er hat die Tat laut Polizei gestanden. Die Behörden bestätigten im Zuge des Verfahrens, dass das Vergewaltigungsopfer für eine Abtreibung nach Indiana reiste. In Indiana sind Abtreibungen derzeit zwar bis zur 21. Schwangerschaftswoche erlaubt, es gibt aber Pläne, das zu ändern.
Der Supreme Court hatte am 24. Juni das Grundsatzurteil "Roe v. Wade" aus dem Jahr 1973 aufgehoben, das ein landesweites Grundrecht auf Abtreibungen verankert hatte. Die Entscheidung sorgte für ein politisches Erdbeben und gilt als historische Zäsur.
Weil es kein Bundesgesetz zu Abtreibungen gibt, können Bundesstaaten jetzt Schwangerschaftsabbrüche weitgehend oder komplett verbieten. Zahlreiche konservativ regierte Bundesstaaten haben dies bereits getan. Das neue Gesetz in Ohio sieht Ausnahmen des Verbots einer Abtreibung nach sechs Wochen nur bei Gefahr für das Leben der Mutter vor, nicht aber in Fällen von Vergewaltigung und Inzest.
O.Ortiz--AT