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Putin versetzt russische Atomstreitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft
Russlands Präsident Wladimir Putin lässt im Ukraine-Krieg die Konfrontation mit dem Westen weiter eskalieren. Putin versetzte am Sonntag die russischen Atomstreitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft - und gab als Grund dafür die westlichen Sanktionen und das "aggressive" Verhalten der Nato an. Die Ukraine erklärte sich unterdessen zu Verhandlungen mit Russland an der Grenze zu Belarus bereit und schlug nach eigenen Angaben einen Vorstoß der russischen Armee auf die zweitgrößte Stadt Charkiw zurück.
Putin sagte mit Blick auf die russischen Atomwaffen in einem im Fernsehen übertragenen Gespräch mit ranghohen Militärvertretern: "Ich weise den Verteidigungsminister und den Generalstabschef an, die Abschreckungskräfte der russischen Armee in besondere Kampfbereitschaft zu versetzen." Putin begründete dies mit "aggressiven Äußerungen" hochrangiger Vertreter von Nato-Staaten und dem "unfreundlichen" Verhalten westlicher Länder gegenüber der russischen Wirtschaft. "Ich meine die illegitimen Sanktionen", sagte Putin.
Die russischen "Abschreckungskräfte" sind eine Reihe von Einheiten, die einen Angriff auf Russland abschrecken sollen. Sie umfassen neben einem massiven Arsenal ballistischer Raketen auch Atomwaffen.
Die USA und die Nato kritisierten Putin für seine Anordnung zu den Atomstreitkräften scharf. Washington warf Putin vor, er beschwöre angebliche Bedrohungen herauf, "um weitere Aggression zu rechtfertigen". Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nannte das Verhalten von Putin "verantwortungslos".
Russland hatte am Donnerstag einen Großangriff auf die Ukraine gestartet. Russische Bodentruppen drangen binnen weniger Stunden bis in die Umgebung der Hauptstadt Kiew vor, stießen bei ihrem Vormarsch aber auf heftigen Widerstand der Ukrainer.
Am Sonntag schlug die Ukraine nach eigenen Angaben einen Vorstoß der russischen Armee auf die zweitgrößte Stadt Charkiw zurück. Russische Soldaten waren am Morgen bis ins Stadtzentrum vorgedrungen, ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete von heftigen Straßenkämpfen, Maschinengewehrfeuer und Explosionen. Am Nachmittag meldete Gouverneur Oleg Sinegubow, Charkiw sei wieder "vollständig" unter ukrainischer Kontrolle.
Auch Kiew war nach Angaben der Stadtverwaltung am Sonntag weiterhin unter der Kontrolle der ukrainischen Armee. In der Nacht gab es nach Angaben der Behörden aber Kämpfe mit russischen "Saboteuren". Bürgermeister Vitali Klitschko verhängte deshalb eine vollständige Ausgangssperre bis Montagmorgen.
Südwestlich von Kiew wurde um den Luftwaffenstützpunkt Wassylkiw gekämpft. Dabei geriet auch ein Öllager in Brand. Die Feuerwehr konnte das riesige Feuer wegen der anhaltenden Kämpfe zunächst nicht löschen, wie der Verwaltungschef der Region Kiew mitteilte. In Charkiw wurde nach ukrainischen Angaben auch eine Gaspipeline zerstört.
Im Süden der Ukraine rückte die russische Armee nach eigenen Angaben auf die Großstädte Cherson und Berdjansk vor. Beide Städte seien "vollständig eingeschlossen", erklärte das Verteidigungsministeriums in Moskau. Demnach übernahmen russische Soldaten auch die Kontrolle über Henitschesk, eine Hafenstadt am Asowschen Meer, und einen Flugplatz in der Nähe von Cherson.
Wie das ukrainische Präsidialamt mitteilte, stimmte Kiew auf Vermittlung des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko zu, eine russische Delegation am der Grenze in der Nähe von Tschernobyl zu treffen. Außenminister Dmytro Kuleba betonte aber, die Ukraine werde sich bei den Gesprächen "nicht ergeben", "nicht kapitulieren" und "keinen Zentimeter" ihres Staatsgebiets aufgeben.
Nach Angaben des Kreml ist bereits eine russische Delegation für Gespräche mit Kiew ins belarussische Gomel gereist. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Belarus als Verhandlungsort aber abgelehnt. Unter anderem von Belarus aus waren russische Truppen in die Ukraine einmarschiert.
Putin hatte der Ukraine vorgeworfen, das russische Gesprächsangebot auszuschlagen, wie Putin nach Angaben des Kreml in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennet sagte. Bennet erklärte sich laut israelischen Regierungskreisen in dem Telefonat bereit, im Ukraine-Konflikt zu vermitteln.
Seit Beginn der Kämpfe in der Ukraine sind nach UN-Angaben fast 370.000 Menschen aus dem Land geflohen. Bis Sonntag hätten die Nachbarländer insgesamt mehr als 368.000 Geflüchtete gemeldet, erklärte das UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR). Ein Großteil der Flüchtlinge, fast 200.000 Menschen, kam nach Angaben aus Warschau über die Grenze nach Polen.
A.Moore--AT