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Bayer rechnet in neuem Geschäftsjahr mit Herausforderungen wegen Ukraine-Kriegs
Nach einem herben Verlust 2020 hat der Chemie- und Pharmakonzern Bayer im vergangenen Jahr wieder Gewinn gemacht und geht nach eigenen Angaben optimistisch ins laufende Geschäftsjahr. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs seien jedoch "noch nicht eingepreist", sagte Bayer-Chef Werner Baumann am Dienstag. Unter dem Strich stand 2021 ein Plus von einer Milliarde Euro, der Umsatz stieg im Vorjahresvergleich um 8,9 Prozent auf 44,1 Milliarden Euro.
Das Geschäftsjahr 2021 sei "operativ und strategisch erfolgreich" gewesen, sagte Baumann weiter. Insbesondere die Preise für Agrarprodukte wie Saatgut und Pestizide waren kräftig gestiegen. Alle Geschäftsbereiche seien "dynamisch gewachsen". Auch im Rechtsstreit um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup in den USA sieht das Unternehmen eine "ermutigende Entwicklung".
Entsprechend optimistisch blickt das Unternehmen auf das neue Geschäftsjahr: Der Umsatz werde um fünf Prozent auf etwa 46 Milliarden Euro steigen, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf etwa zwölf Milliarden Euro, prognostizierte Baumann.
Die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine seien in diese Prognose jedoch noch nicht mit eingepreist. Der russische Markt mache insgesamt rund zwei Prozent des globalen Geschäfts von Bayer aus, der Anteil der Ukraine liege bei "deutlich unter einem Prozent". Baumann warnte jedoch vor "Kettenreaktionen": So seien die ersten der rund 700 Bayer-Mitarbeiter in der Ukraine bereits zum Wehrdienst eingezogen worden, es gebe einen akuten Mangel an Lkw-Fahrern.
Auch die deutlich höheren Energiepreise könnten sich demnach negativ auf das Geschäft im neuen Jahr auswirken - die aktuelle Prognose basiert laut Baumann auf den Energiepreisen des vergangenen Jahres. Bayer zahle jährlich rund 500 Millionen Euro für Energie, "dieser Teil wird sich natürlich erhöhen", sagte Baumann. Auch die Preise für Agrarrohstoffe seien von einem bereits hohen Niveau "nochmals nach oben geschossen".
Das Unternehmen beobachte außerdem aktiv die Entwicklung des Sanktionsregimes gegen Russland. Nach eigenen Angaben beschäftigt Bayer dort rund 1800 Mitarbeiter. Aktuell funktioniere der Zahlungsverkehr, die Situation sei aber "volatil".
Der primäre Fokus des Unternehmens sei es, die Gesundheits- und Nahrungsversorgung in beiden Ländern sicherzustellen. "Wir unterliegen aber dem Primat der Politik", sagte Baumann. Bayer werde sich "selbstverständlich an die Maßnahmen halten, die seitens der Politik im Bezug auf Zugangsbeschränkungen zu Produkten, Einschränkungen des Zahlungsverkehrs und so weiter gegebenenfalls erlassen werden", betonte er.
2020 hatte Bayer einen Verlust von 10,5 Milliarden Euro gemacht. Grund waren neben Wertberichtigungen im Agrargeschäft vor allem Rückstellungen im Roundup-Streit in den USA in Höhe von über 23 Milliarden Euro. Bayer-Finanzvorstand Wolfgang Nickel sagte am Dienstag, dass von 138.000 angemeldeten Ansprüchen bereits in rund 107.000 Fällen ein Vergleich erreicht worden sei. Die Rückstellungen für die Rechtsstreitigkeiten seien "absolut ausreichend", betonte Nickel.
Zudem könne in der zweiten Jahreshälfte eine wichtige Entscheidung in einem möglichen Revisionsverfahren vor dem Obersten Gerichtshof der USA fallen. Bayer hatte im August 2021 Revision in einem Fall eingereicht, zuletzt habe das Gericht "Interesse" gezeigt, sagte Baumann weiter.
Bayer hatte 2018 den US-Agrarkonzern Monsanto gekauft, dessen Unkrautvernichter Roundup im Zentrum zahlreicher Klagen in den USA steht. Hierbei geht es vor allem um die Frage, ob von dem Mittel eine krebsauslösende Wirkung ausgeht. Bayer betont stets, dass das Mittel bei sachgerechter Anwendung sicher sei und verweist auf die entsprechende Einschätzung unter anderem der US-Umweltbehörde EPA und auch der Aufsichtsbehörden in der EU und Deutschland.
W.Stewart--AT