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Tausende protestieren in Cherson gegen russische Besatzer - Warnschüsse abgefeuert
Russische Soldaten haben bei einer friedlichen Demonstration von Bewohnern im ukrainischen Cherson offenbar Warnschüsse abgefeuert. Die Soldaten hätten eine Salve als "Warnung" abgegeben, berichtete der Sender Suspilne Cherson am Sonntag. Die südukrainische Großstadt wird seit Anfang März von der russischen Armee kontrolliert. Die ukrainische Regierung wirft Russland vor, ein gefälschtes Referendum zur Gründung einer "Volksrepublik" in der Stadt zu organisieren.
An dem Protest auf dem zentralen Freiheitsplatz in Cherson beteiligten sich tausende Menschen. Sie schwenkten ukrainische Flaggen und riefen "Cherson gehört der Ukraine" und "Ruhm der Ukraine". Als die Protest-Teilnehmer an einer Kolonne russischer Armeefahrzeuge vorbeiliefen, riefen einige Demonstranten auf Russisch "Faschisten" und "Geht nach Hause".
In einem von Suspilne Cherson im Messengerdienst Telegram veröffentlichten Video waren Demonstranten zu sehen, die in ukrainische Flaggen gehüllt neben Panzersperren standen. Ein Demonstrant hielt ein Schild mit der Aufschrift "Cherson ist ukrainisch" in die Höhe.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj richtete sich bei Telegram an die Demonstranten in Cherson. Er sei jedem dankbar, "der sich nicht ergibt" und protestiere, um "den Besatzern zu zeigen, dass die Ukraine unser Land ist", schrieb er.
Das nahe der von Russland annektierten Halbinsel Krim gelegene Cherson war als erste Großstadt der Ukraine nach dreitägiger Belagerung Anfang März von der russischen Armee eingenommen worden. In der Hafenstadt leben 290.000 Menschen.
Am Samstag warf die ukrainische Regierung Russland vor, ein Pseudo-Referendum zur Gründung einer "Volksrepublik" in Cherson abhalten zu wollen. "Die Russen versuchen jetzt verweifelt, ein Schein-'Referendum' für eine fingierte 'Volksrepublik' zu organisieren", twitterte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba.
Da es dafür keinerlei Unterstützung in der Bevölkerung gebe, werde das Referendum komplett gefälscht werden, erklärte Kuleba. Sollte Russland das Referendum durchziehen, müssten scharfe Sanktionen folgen. "Cherson ist und wird immer in der Ukraine sein."
Die Menschenrechtsbeauftragte im ukrainischen Parlament, Ljudmila Denisowa, schrieb im Onlinedienst Telegram, die Besatzer seien dabei, Unterstützung für das Referendum im Stadtrat zu organisieren. Eine solche Abstimmung sei jedoch illegal.
Nach der Annexion der Krim 2014 hatte Kreml-Chef Wladimir Putin auch dort ein Referendum abhalten lassen, das von Kiew und dem Westen alles illegal angesehen wird.
N.Walker--AT