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20 Todesopfer bei erneuter Explosions-Welle im Libanon - Warnungen vor Eskalation
Nach einer weiteren Welle tödlicher Explosionen im Libanon am Mittwoch wächst die Furcht vor einer weiteren Eskalation des Konflikts. Das Gesundheitsministerium in Beirut erklärte, dass die Zahl der durch "feindliche Explosionen" getöteten Menschen auf 20 gestiegen sei. Zudem seien 450 weitere Menschen verletzt worden. Das Weiße Haus warnte vor einer "Eskalation jeglicher Art". "Wir glauben nicht, dass der Weg zur Lösung dieser Krise über zusätzliche Militäroperationen führt", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, vor Journalisten.
Der UN-Sicherheitsrat berief für Freitag eine Dringlichkeitssitzung ein. Bereits am Donnerstag wollen hochrangige Diplomaten aus den USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Italien in Paris über die sich zuspitzende Lage im Libanon und über den Stand der Bemühungen um eine Waffenruhe für den Gazastreifen beraten, hieß es aus diplomatischen Kreisen.
Den Angaben zufolge nimmt auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) teil. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es dagegen, für Deutschland werde der Politische Direktor des Auswärtigen Amtes an dem kurzfristig anberaumten Treffen teilnehmen.
Nach Hisbollah-Angaben explodierten am Mittwoch in einem südlichen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut mehrere Funksprechgeräte, so genannte Walkie-Talkies, während dort eine Trauerfeier für am Vortag durch explodierende Pager getötete Mitglieder der libanesischen Miliz stattfand. Die libanesische Nachrichtenagentur berichtete von weiteren Explosionen von Pagern und anderen "Geräten" in Hisbollah-Hochburgen im Osten und Süden des Landes.
Am Dienstag waren in Hochburgen der Hisbollah-Miliz in südlichen Vororten von Beirut und im Süden und Osten des Landes zeitgleich hunderte Pager von Mitgliedern der schiitischen Organisation explodiert. Dabei wurden nach Regierungsangaben mindestens zwölf Menschen getötet und bis zu 2800 weitere verletzt.
Die Hisbollah beschuldigte Israel und drohte mit Vergeltung. Am Mittwoch kündigte die Miliz die Fortsetzung ihrer Angriffe auf Israel an. Für Donnerstag wurde eine Ansprache von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah zu "den jüngsten Entwicklungen" angekündigt. Israel nahm zu den Explosionen bisher nicht Stellung.
Die israelische Regierung hatte am Montag die Ausweitung ihrer Ziele im durch den Hamas-Überfall am 7. Oktober ausgelösten Krieg auf die Hisbollah im Libanon angekündigt. Am Mittwoch erklärte Verteidigungsminister Yoav Gallant, der Schwerpunkt des Krieges verschiebe sich für Israel Richtung Norden. Ressourcen würden dieser Front zugewiesen, Israel stehe am Beginn einer neuen Phase des Krieges, betonte Gallant.
Der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib warnte am Mittwoch angesichts der erneuten Explosionswelle und der israelischen Ankündigung zur Ausweitung des Krieges vor einem "größeren Kreislauf der Gewalt" und einem "größeren Krieg".
Nach fast einem Jahr Krieg zwischen der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas und Israel im Gazastreifen haben auch die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der mit der Hamas verbündeten Hisbollah im Libanon deutlich zugenommen. Zehntausende Menschen auf beiden Seiten der Grenze mussten fliehen.
Der Konflikt wurde bisher nicht offiziell als Krieg deklariert. Dennoch wurden durch die Feuergefechte im Libanon laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP bislang bereits 623 Menschen getötet, darunter mindestens 141 Zivilisten. Auf israelischer Seite, inklusive der annektierten Golan-Höhen, wurden nach Behördenangaben bislang 24 Soldaten und 26 Zivilisten getötet.
Auch im Gazastreifen wurden die Kämpfe am Mittwoch fortgesetzt. Der von der Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde in dem Palästinensergebiet zufolge wurden bei einem israelischen Luftangriff auf eine zu einer zu einer Flüchtlingsunterkunft umfunktionierten Schule in der Stadt Gaza mindestens fünf Menschen getötet. Die israelische Armee bestätigte den Angriff. Die Hamas habe die Schule zur "Planung und Ausführung terroristischer Aktivitäten genutzt".
US-Außenminister Antony Blinken rief die Hamas und Israel von Kairo aus erneut dazu auf, "politischen Willen" zur Erreichung einer Waffenruhe im Gazastreifen zu zeigen. Die USA, Ägypten und Katar versuchen seit Monaten erfolglos eine Waffenruhe zu vermitteln.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres ausgelöst worden, bei dem Kämpfer der Hamas und anderer islamistischer Gruppen nach israelischen Angaben 1205 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt hatten.
Als Reaktion auf den Angriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 41.270 Menschen getötet.
B.Torres--AT