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Kämpfe zwischen Israel und Hisbollah halten an - Angst vor "umfassendem Krieg" im Libanon
Israel und die Hisbollah-Miliz im Libanon haben ihre Angriffe am Dienstag fortgesetzt - international wächst die Sorge vor einem weiteren Krieg. Das israelische Militär startete nach eigenen Angaben am Abend eine neue "umfangreiche" Angriffswelle auf Hisbollah-Ziele im Libanon und tötete bei einem gezielten Angriff in Beirut einen Hisbollah-Anführer. Die Hisbollah überzog Israels Norden erneut mit massiven Angriffen aus ihren Hochburgen im Libanon.
Kampfjets der israelischen Luftwaffe hätten das Stadtviertel Dahijeh in Beirut angegriffen "und Ibrahim Mohammed Kobeissi eliminiert, den Kommandeur des Raketennetzwerks der Terrororganisation Hisbollah", erklärte das Militär am Dienstag. Aus dem Umfeld der Hisbollah wurde der Tod Kobeissis bestätigt.
Israel hatte nach Armeeangaben bereits vor den neuen Angriffen am Abend Dutzende Ziele der Hisbollah im Südlibanon angegriffen und dabei auf Infrastruktur und Waffen der Miliz gezielt. Bei einem Angriff auf das Gebiet Ghobeiri im Süden Beiruts wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums sechs Menschen getötet und 15 weitere verletzt.
Die Hisbollah teilte mit, erneut Raketen auf israelische Armeestützpunkte abgefeuert zu haben, erstmals auch Raketen vom Typ Fadi-2. Nach Angriffen auf Militäreinrichtungen in der Nähe der nordisraelischen Stadt Haifa gab die Hisbollah am Abend weitere Angriffe mit Dutzenden Raketen auf einen Militärstützpunkt bei Safed im Norden Israels bekannt.
Nach Angaben der israelischen Armee waren allein am Dienstagmorgen binnen weniger Minuten mehr als 50 Geschosse auf Nordisrael abgefeuert worden. Die meisten konnten demnach abgefangen werden. In der Hafenstadt Haifa blieben nach Angaben eines AFP-Journalisten Schulen, Universitäten und Geschäfte geschlossen.
Seit dem beispiellosen Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel und dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen haben sich die regionalen Spannungen verschärft. Israels Norden steht seitdem unter Dauerbeschuss durch die mit der Hamas verbündete Hisbollah und reagiert auf die Angriffe mit Gegenangriffen im Libanon. Mehrere zehntausend Menschen auf beiden Seiten der Grenze sind seitdem zu Binnenflüchtlingen geworden.
In den vergangenen Tagen nahm der Konflikt noch einmal an Intensität zu. Am Montag hatte die israelische Armee nach eigenen Angaben rund 1600 Ziele angegriffen, um Infrastruktur der vom Iran unterstützten Schiitenmiliz zu zerstören. Nach jüngsten Angaben der libanesischen Behörden wurden bei den israelischen Angriffen mindestens 558 Menschen getötet und mehr als 1830 weitere verletzt. Demzufolge waren 50 Kinder unter den Getöteten.
Die israelischen Angriffe erfolgten kaum eine Woche nach den Explosionen von hunderten Pagern und Walkie-Talkies der Hisbollah, bei denen 39 Menschen getötet und fast 3000 weitere verletzt wurden. Die Hisbollah macht Israel für die Explosionen verantwortlich.
Israel hat über internationale Vermittler wiederholt den Rückzug der schwerbewaffneten Schiitenmiliz, die unter anderem von Deutschland und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, von der libanesisch-israelischen Grenze gefordert. Israels erklärtes Ziel ist eine sichere Rückkehr seiner nördlichen Bewohner.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte an, Israel werde "weiterhin die Hisbollah angreifen". An "das libanesische Volk" gerichtet fügte er in einem von seinem Büro veröffentlichten Video hinzu: "Unser Krieg gilt nicht Ihnen, unser Krieg gilt der Hisbollah".
In New York warnte UN-Generalsekretär Antonio Guterres eindringlich vor der Gefahr durch die Verschärfung der Lage. "Wir sollten alle über diese Eskalation alarmiert sein", sagte er zum Auftakt der Generaldebatte in New York. "Wir müssen alles tun, um zu verhindern, dass der Libanon zu einem weiteren Gaza wird."
US-Präsident Joe Biden warnte in New York vor einem "umfassenden Krieg" im Libanon und appellierte an die Konfliktparteien, weiter an einer diplomatischen Lösung zu arbeiten.
Die USA hatten im Vorfeld der UN-Generaldebatte eine Initiative zur Deeskalation in Aussicht gestellt. Deren Ziel sei es, einen "Ausweg" zu finden, der "in erster Linie eine weitere Eskalation der Kämpfe verhindert", sagte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter. Frankreich forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zur Lage im Libanon "noch in dieser Woche".
A.Williams--AT