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Enttäuschung über Israels Absage an Waffenruhe - Weiter heftige Kämpfe
Nach der israelischen Absage an eine Waffenruhe im Konflikt mit der Hisbollah-Miliz im Libanon haben die USA ihrer Enttäuschung Luft gemacht. Der Vorschlag habe "viel Sorgfalt und Mühe gekostet", erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Donnerstag (Ortszeit). Auch der französische Präsident Emmanuel Macron sprach von einem "Fehler" des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Dieser will am Freitag eine Rede bei der UN-Generaldebatte in New York halten.
Netanjahu hatte am Donnerstag einem Aufruf der USA, Frankreichs, Deutschlands und anderer Staaten zu einer 21-tägigen Feuerpause eine Absage erteilt. Stattdessen wies er das Militär an, die Angriffe "mit voller Kraft" fortzusetzen. Der israelische Außenminister Israel Katz bekräftigte im Onlinedienst X: "Wir werden den Kampf gegen die Terrororganisation Hisbollah mit all unserer Kraft bis zum Sieg und der sicheren Rückkehr der Bewohner des Nordens in ihre Häuser fortsetzen."
Die US-Vertreter hätten "Grund zur Annahme gehabt", dass ihre Gespräche "insbesondere mit den Israelis" auf eine Unterstützung des Ziels hingedeutet hätten, erklärte Kirby. Sonst hätten die USA den Vorschlag gar nicht erst gemacht.
Auch Macron sagte bei einem Besuch in Kanada am Donnerstag, Netanjahu habe selbst an der Vorbereitung des Plans für die Waffenruhe mitgearbeitet. Der israelische Regierungschef trage nun die Verantwortung, sollte es zu einer regionalen Eskalation kommen.
US-Außenminister Antony Blinken traf am Donnerstag in New York den israelischen Minister für strategische Fragen, Ron Dermer. Die Waffenruhe würde es "Zivilisten auf beiden Seiten der Grenze erlauben, nach Hause zurückzukehren", sagte Blinken Dermer. Wegen des Konflikts mussten bisher mehrere zehntausend Menschen auf beiden Seiten der Grenze ihr Zuhause verlassen.
Israel und die vom Iran unterstützte Hisbollah setzten unterdessen ihre massiven gegenseitigen Luftangriffe fort. Die israelische Armee traf dabei nach eigenen Angaben in der Nacht zum Donnerstag "rund 75 Terror-Ziele" in der Bekaa-Ebene im Ostlibanon sowie im Süden, darunter "Waffenlager, schussbereite Raketenwerfer" und andere Infrastruktur sowie Kämpfer.
Das libanesische Gesundheitsministerium teilte mit, bei israelischen Luftangriffen seien am Donnerstag mindestens 92 Menschen getötet und weitere 153 Menschen verletzt worden. Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete, Israel habe am frühen Freitag Luftangriffe auf mehrere Städte im Südlibanon geflogen. Dabei habe es Verletzungen gegeben.
Bei einem gezielten Luftangriff im Süden Beiruts tötete die israelische Armee einen weiteren Hisbollah-Kommandeur. Kampfflugzeuge hätten den Befehlshaber der Hisbollah-Drohneneinheit "eliminiert", hieß es. Die Hisbollah bestätigte später den Tod ihres Kommandanten Mohammed Srur.
Die israelische Armee hatte bereits am vergangenen Freitag bei einem gezielten Angriff in einem südlichen Vorort der libanesischen Hauptstadt mehrere Hisbollah-Kommandeure getötet, darunter den Befehlshaber der Eliteeinheit Radwan, Ibrahim Akil.
Die Tötung der Hisbollah-Kommandeure und die vorherigen Explosionen hunderter Pager und Walkie-Talkies der Miliz hatten den Konflikt zwischen Israel und der pro-iranischen Miliz erheblich verschärft. Bei den Explosionen der Kommunikationsgeräte waren 39 Menschen getötet und fast 3000 weitere verletzt worden.
In den vergangenen Tagen flog Israel mehrere massive Angriffswellen gegen die Hisbollah, auf welche die Miliz mit dem Beschuss zahlreicher Ziele auf israelischem Territorium reagierte.
Die Hisbollah griff am Donnerstag nach eigenen Angaben Rüstungseinrichtungen nahe der nordisraelischen Stadt Haifa an. Laut israelischen Angaben wurden 45 Raketen aus dem Libanon abgefeuert. Einige seien abgefangen worden, weitere seien in unbewohnten Gebieten gelandet. Die Hisbollah attackierte zudem nach eigenen Angaben die nordisraelische Stadt Safed "mit 80 Raketen".
Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah hatte sich bereits seit dem Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen deutlich verschärft. Israels Norden steht seither unter Dauerbeschuss durch die Hisbollah, die sich als Teil der "Achse des Widerstands" gegen Israel sieht, der auch die Hamas, die Huthi-Miliz im Jemen und schiitische Gruppen im Irak und in Syrien angehören.
Das israelische Militär meldete am Donnerstag auch, es habe eine Rakete aus dem Jemen abgefangen. Die Huthis nehmen seit November den Schiffsverkehr im Roten Meer mithilfe von Drohnen und Raketen unter Beschuss. Wiederholt feuerten sie auch Raketen direkt auf Israel ab.
N.Mitchell--AT