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Gegenseitige Luftangriffe: Ukraine meldet Verletzte und Angriff auf russische Sprengstofffabrik
Russland und die Ukraine haben am Wochenende ihre gegenseitigen Luftangriffe fortgesetzt. Die ukrainische Armee zielte dabei mit einem Drohnenangriff auf eine russische Sprengstofffabrik nahe der Stadt Nischni Nowgorod etwa 400 Kilometer östlich von Moskau, wie am Sonntag aus einer Geheimdienstquelle verlautete. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, es seien 110 ukrainische Drohnen abgewehrt worden. Bei russischen Luftangriffen wurden laut örtlichen Behörden im Süden der Ukraine mindestens 17 Menschen verletzt.
"In der Nacht griff der Feind Krywyj Rih an, zerstörte teilweise ein Verwaltungsgebäude und beschädigte Wohngebäude und Fahrzeuge", teilte der staatliche ukrainische Rettungsdienst mit. Mindestens 17 Menschen wurden demnach verletzt, darunter ein Ersthelfer. Während Brände gelöscht worden seien, habe es einen weiteren Angriff gegeben, hieß es.
Russland griff auch eine Energieanlage in der nordöstlichen Region Sumy an, wie der regionale Stromversorger Sumyoblenergo im Onlinedienst Telegram mitteilte. Mehr als 37.000 Kunden in der Umgebung der Stadt Romny seien vorübergehend ohne Strom.
Der Ukraine steht der bislang härteste Winter seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 bevor. Große Teile der Stromversorgung sind zerstört, zudem setzt Moskau die Angriffe auf Energieanlagen fort. In den vergangenen Wintern waren Millionen von Menschen von häufigen Stromausfällen betroffen und mussten bei Minusgraden ohne Heizung auskommen.
Der ukrainische Drohnenangriff auf die russische Sprengstofffabrik Dscherschinsk in der Nähe von Nischni Nowgorod wurde ebenfalls in der Nacht zum Sonntag geflogen, wie die Quelle aus dem ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU der Nachrichtenagentur AFP sagte. Zu möglichen Schäden machte die Quelle keine Angaben.
Die etwa 750 Kilometer hinter der Grenze liegende Fabrik ist eines der größten russischen Sprengstoffwerke. Sie steht auf der Sanktionsliste der USA und der EU.
Die russischen Behörden erklärten im Onlinedienst Telegram an, sie hätten einen Drohnenangriff "über dem Industriegebiet von Dscherschinsk" abgewehrt. "Vier Angestellte der auf dem Fabrikgelände gelegenen Feuerwehrwache wurden leicht durch Granatsplitter verletzt", teilte Regionalgouverneur Gleb Nikitin mit.
Auf Bildern, die in Onlinediensten in Russland veröffentlicht wurden, waren Explosionen und der Abschuss kleinerer Drohnen über dem Industriegebiet zu sehen. AFP konnte die Echtheit der Bilder nicht unabhängig überprüfen.
Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium mitgeteilt, die Luftabwehr habe in der Nacht 110 Drohnen abgewehrt, darunter auch eine über Moskau. Die größte Zahl von 43 Drohnen sei über der Grenzregion Kursk abgefangen worden, wo ukrainische Truppen im August eine Bodenoffensive gestartet hatten. Weitere Drohnen seien über den Regionen Lipezk, Orjol, Nischni Nowgorod, Belgorod und Brjansk abgeschossen worden.
Die russische Luftfahrtbehörde stellte am Flughafen von Kasan am Sonntag zwischenzeitlich den Flugverkehr ein und nannte Sicherheitsbedenken als Begründung. Nähere Angaben machten die Behörden nicht. Oft werden solche Schritte unternommen, wenn ukrainische Drohnenangriffe gemeldet werden.
In Kasan findet vom kommenden Dienstag bis Donnerstag der Gipfel der Brics-Staaten statt, zu dem unter anderem die Präsidenten von China und Brasilien, Xi Jinping und Luiz Inácio Lula da Silva, sowie UN-Generalsekretär António Guterres erwartet werden.
Kiew hat seine Drohnenangriffe auf russisches Staatsgebiet als Reaktion auf die russischen Angriffe bezeichnet, insbesondere auf jene gegen die Energieinfrastruktur. Russland meldet fast täglich den Abschuss ukrainischer Drohnen über seinem Staatsgebiet, allerdings meistens in eher geringer Zahl.
Die ukrainische Armee ist mehr als zweieinhalb Jahre seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf ihrem Territorium an vielen Fronten stark in Bedrängnis geraten. Fast täglich meldet die russische Armee Eroberungen, vor allem in der Region Donezk, wo sie auf den für die ukrainischen Truppen wichtigen Logistikstandort Pokrowsk vorrückt.
Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow nahm am Samstag an einem Treffen mit seinen Kollegen aus den G7-Staaten in Neapel teil. Die Minister sieben großer Industrieländer sicherten der Ukraine in ihrer Abschlusserklärung ihre "unerschütterliche Unterstützung" zu. "Wir unterstreichen unsere Absicht, der Ukraine weiterhin Hilfe zu leisten, einschließlich kurz- und langfristiger militärischer Hilfe", hieß es.
Kiew wird bei seinem Kampf gegen Russland von zahlreichen westlichen Staaten unterstützt, die größten Geldgeber sind die USA und Deutschland. Der Forderung der ukrainischen Regierung, ihrer Armee auch den Einsatz weitreichender westlicher Waffen für Angriffe tiefer in russischem Staatsgebiet zu erlauben, kamen die Partner bisher jedoch nicht nach. Sie befürchten laut eigenen Angaben eine Eskalation mit Russland.
Ch.Campbell--AT