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Schäden an zwei Unterwasser-Kabeln in der Ostsee wecken Verdacht auf Sabotage
Schäden an zwei wichtigen Unterwasser-Kabeln in der Ostsee binnen 48 Stunden haben den Verdacht auf Sabotage laut werden lassen. Ein solcher Vorfall wecke "sofort den Verdacht, dass absichtlich Schaden angerichtet wird", erklärten am Dienstag Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und ihre finnische Kollegin Elina Valtonen. Zuvor waren Schäden sowohl an einem Telekommunikations-Kabel zwischen Deutschland und Finnland als auch an einem derartigen Kabel zwischen Schweden und Litauen bekannt geworden.
Sowohl in Finnland als auch in Schweden wurden offizielle Ermittlungen wegen mutmaßlicher Sabotage eingeleitet. Derartige Schäden würden in diesen Gewässern "nicht ohne äußere Einwirkung" geschehen, sagte ein Sprecher des finnischen Technologiekonzerns Cinia.
Das Unternehmen hatte zuvor mitgeteilt, dass aus ungeklärten Gründen ein Unterwasserkabel zwischen Deutschland und Finnland durchtrennt sei. Der Defekt an dem Kabel Cinia C-Lion1 sei am Montag festgestellt worden. Aufgrund der Beschädigung seien die über das Kabel bereitgestellten Dienste unterbrochen. Das 1172 Kilometer lange Glasfaserkabel überträgt seit 2016 Daten zwischen Helsinki und Rostock. Der Defekt an dem Kabel wurde in schwedischen Gewässern südlich der schwedischen Insel Ölland festgestellt.
"Das können alles nicht einfach nur Zufälle sein", sagte Bundesaußenministerin Baerbock in Warschau bei einem Treffen europäischer Außenminister. Zudem warnte sie vor "hybriden Einschüchterungsversuchen", wobei sie auf Cyberangriffe, das Ausspähen von kritischer Infrastruktur und "plötzlich explodierende Pakete" verwies. Baerbock warf Russlands Präsident Wladimir Putin vor, mit seiner "hybriden Kriegsführung" Europa spalten zu wollen.
Zuvor hatte bereits Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) von "Sabotage" gesprochen. "Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt worden sind", sagte Pistorius am Rande des EU-Verteidigungsministertreffens in Brüssel. Es müsse davon ausgegangen werden, "ohne konkret zu wissen, von wem es kommt, dass es sich um eine hybride Aktion handelt", fuhr der Minister fort. "Und wir müssen auch davon ausgehen, ohne es schon zu wissen, versteht sich, dass es sich um Sabotage handelt."
Nach Angaben des schwedische Zivilschutzministers Carl-Oskar Bohlin wurde überdies ein zweites Unterwasserkabel in der Ostsee zwischen Schweden und Litauen beschädigt. Es sei "entscheidend zu klären, warum wir derzeit zwei Kabel in der Ostsee haben, die nicht funktionieren", sagte Bohlin der Nachrichtenagentur AFP.
Ein Sprecher des schwedischen Telekommunikationskonzerns Telia in Litauen erklärte, bei dem beschädigten Kabel handele es sich um das Unterwasserkabel Arelion zwischen der schwedischen Insel Gotland und Litauen. Die Unterbrechung des Internetverkehrs sei "nicht durch einen Gerätefehler, sondern durch einen Materialschaden am Glasfaserkabel verursacht" worden. Die Schäden wurden dem Sprecher zufolge am Sonntagmorgen festgestellt. Die Kunden seien jedoch nicht von dem Ausfall betroffen. Der Internetverkehr sei auf andere internationale Verbindungen umgeleitet worden.
Bohlin sagte dem Sender TV4, schwedische Streitkräfte und die Küstenwache hätten "dank ihrer Kenntnis der Seesituation Schiffsbewegungen festgestellt, die zeitlich und räumlich den aufgetretenen Unterbrechungen entsprachen". Finnische und schwedische Medien berichteten, das chinesische Schiff "Yi Peng 3" habe am frühen Dienstagmorgen die Ostsee verlassen und soll sich auf dem Radar "mehrerer Länder" befinden.
Nachdem sich zunächst das deutsche und das finnische Außenministerium in einer gemeinsamen Erklärung "zutiefst besorgt" zeigten, äußerten sich später Schweden und Litauen zu dem beschädigten Kabel zwischen ihren beiden Ländern. "Situationen wie diese müssen vor dem Hintergrund der wachsenden Bedrohung durch Russland in unserer Nachbarschaft bewertet werden", hieß es in einer Erklärung der Verteidigungsminister beider Länder, die zudem auf "eine steigende Zahl hybrider Aktivitäten in Europa" verwies. Litauens Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas forderte, dass die EU-Länder nach Abschluss der Ermittlungen "ihr neues Sanktionssystem gegen diese Art von Sabotage kritischer Infrastrukturen bestmöglich einsetzen".
Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 hatte es in der Ostsee wiederholt Fälle gegeben, die auf mögliche Sabotage schließen ließen. Bei Explosionen, deren Ursache bis heute ungeklärt ist, waren im September 2022 die unter der Ostsee von Russland nach Deutschland verlaufenden Gasleitungen Nord Stream 1 und Nord Stream 2 beschädigt worden.
A.O.Scott--AT