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Offensive im Zollstreit: Meloni trifft Trump in Washington und Vance in Rom
Diplomatische Offensive aus Italien: Regierungschefin Giorgia Meloni hat bei Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump in Washington und Vizepräsident JD Vance in Rom Hoffnung auf eine Beilegung des Zollkonflikts zwischen der EU und den USA verbreitet. Bei ihrem Treffen mit Trump äußerte Meloni sich "sicher", dass es eine Einigung mit Washington geben werde. Aus der EU-Kommission verlautete, die Initiative der ultrarechten Regierungschefin sei mit Brüssel abgesprochen.
Die 48-jährige Meloni umschmeichelte den 30 Jahre älteren Trump am Donnerstag in Washington nach allen Regeln der Kunst. Sie nannte die USA einen "verlässlichen Partner" und zeigte sich "sicher, dass wir einen Deal machen können". Ihre vorherige Kritik, die Trump-Zölle seien "falsch", wiederholte sie in Washington nicht.
Trump gab sich bei dem Treffen mit Meloni im Weißen Haus seinerseits milde und bekundete, er glaube zu "hundert Prozent" an einen Zoll-Deal mit der Europäischen Union. Die italienische Regierungschefin überhäufte er mit warmen Worten. "Sie ist großartig", rief Trump Reportern zu, als er Meloni vor dem Weißen Haus empfing. Wie zum Dank schmiegte sich die ganz in Weiß gekleidete Italienerin an den einen Kopf größeren US-Präsidenten.
Trump hatte Anfang April hohe Zölle gegen zahlreiche Länder verhängt, für die EU war ein Aufschlag von 20 Prozent vorgesehen. Eine Woche später vollzog der US-Präsident jedoch eine Kehrtwende und verkündete eine "Pause" von 90 Tagen, in der für die meisten Produkte ein Mindestsatz von zehn Prozent gilt.
In der EU wurde Melonis Besuch bei Trump mit gemischten Gefühlen gesehen. Frankreichs Industrieminister Marc Ferracci hatte vor der Reise der Italienerin vor "bilateralen Diskussionen" mit Trump gewarnt und betont, nur ein geeintes Europa sei stark.
Offiziell verhandelt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Namen der Mitgliedsländer mit den USA über die Zölle. Sie hatte bisher aber Probleme, einen Termin im Weißen Haus zu bekommen. Eine Kommissionssprecherin nannte Melonis Reise deshalb "sehr willkommen", sie sei mit von der Leyen abgesprochen.
Trump äußerte sich erneut ausweichend auf die Frage nach einem persönlichen Treffen mit von der Leyen. "Wir werden kaum Probleme haben, ein Abkommen mit Europa oder irgendjemand anderem zu schließen", sagte er lediglich.
Dagegen schien Trump zu einem Gegenbesuch bei Meloni in Rom bereit zu sein. Es wäre die erste Europa-Reise des 78-Jährigen seit seinem Amtsantritt vor fast hundert Tagen.
Vizepräsident Vance reiste bereits am Karfreitag nach Italien - und traf Meloni dort nur wenige Stunde nach ihrer Rückkehr von ihrem Besuch im Weißen Haus. Bei seiner ersten Reise nach Europa seit seiner Brandrede bei der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar empfing die italienische Regierungschefin ihn an ihrem Amtssitz im Palazzo Chigi in der römischen Innenstadt.
Vance bezeichnete Meloni als "liebe Freundin" und kündigte an, mit ihr den "Austausch" über die Zölle fortzusetzen. Er sei "einfach begeistert, eine liebe Freundin an einem schönen Ort mit großartigen Menschen wiederzusehen". Meloni sagte ihrerseits, sie sei "stolz", dass Vance beschlossen habe, Ostern in Rom zu verbringen.
Der vor fünf Jahren zum Katholizismus konvertierte Vance plante für Freitagnachmittag einen Besuch in der nahe dem Vatikan gelegenen Engelsburg, später wollte er an der Karfreitagsmesse im Vatikan teilnehmen. Dort wollte er zudem Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin treffen, die Nummer zwei nach dem Papst. Am Sonntag will er an den Osterfeierlichkeiten auf dem Petersplatz teilnehmen.
Th.Gonzalez--AT