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Preisexplosion bei Energie schürt Sorgen vor Auswirkungen auf die Wirtschaft
Bei den Energiepreisen hat es im Februar auf allen Wirtschaftsstufen einen enormen Anstieg gegeben - obwohl die aktuelle Preisentwicklung nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine in den Ergebnissen noch nicht enthalten ist. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, war importierte Energie im Februar mit einem Plus von 129,5 Prozent mehr als doppelt so teuer wie im Vorjahresmonat. Die drei Industriegewerkschaften IG Metall, IG BCE und IG BAU dringen angesichts dieser Entwicklung auf staatliche Hilfen für besonders energieintensive Branchen.
Importiertes Erdgas war im Februar laut Statistischem Bundesamt sogar dreieinhalb Mal so teuer wie ein Jahr zuvor (plus 256,5 Prozent). Erdgas in der Verteilung kostete - über alle Abnehmergruppen betrachtet - 125,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dies wirkte sich nach Angaben der Statistiker "vor allem auf die Abnehmer in der Industrie sowie die Wiederverkäufer aus". Das sind Unternehmen, die Erdgas kaufen und an Kraftwerke, die Industrie, an Handel und Gewerbe oder Haushaltskunden verkaufen.
Zu den hohen Preissteigerungen trugen demnach "die Unsicherheiten auf den Energiemärkten und die angespannte Versorgungslage mit Erdgas vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine" bei. Verschärft worden sei die ohnehin angespannte Lage zudem durch den geringen Füllstand der Gasspeicher in Deutschland. "Die aktuellen Preisentwicklungen nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind in den Ergebnissen noch nicht enthalten", fügte das Bundesamt hinzu.
Die hohen Preissteigerungen für Erdgas führten auch zu deutlich höheren Strompreisen - vor allem aufgrund der Abhängigkeit der Stromerzeugung vom Erdgas. Die Erzeugerpreise für Strom lagen den Statistikern zufolge über alle Abnehmergruppen hinweg um 66,5 Prozent über dem Niveau vom Februar 2021. Sogenannte Weiterverteiler - also Unternehmen, die Strom kaufen und an Industrie, Handel und Gewerbe sowie Haushaltskunden verkaufen, mussten 117,6 Prozent mehr bezahlen als ein Jahr zuvor. Für industrielle Abnehmer stiegen die Preise um 66,2 Prozent. Für Privathaushalte kostete Strom 13,0 Prozent mehr als im Februar 2021.
IG-Metall-Chef Jörg Hofmann forderte die Bundesregierung am Dienstag auf, Liquiditätshilfen für besonders betroffene Unternehmen zu prüfen. Die drei Industriegewerkschaften im DGB warnten vor weiter steigenden Energiepreisen und möglichen Auswirkungen auf Produktionsstandorte und Arbeitsplätze. Viele Unternehmen seien derzeit doppelt gefordert, da sie einerseits Milliardeninvestitionen im Rahmen der Klimaziele stemmen und nun zusätzlich eine "dramatisch veränderte Preisstruktur im Bereich der Energie- und Rohstoffkosten" schultern müssten, sagte Hofmann.
Ein Gasembargo lehnten die Gewerkschaften allerdings aufgrund der "besonderen Empfindlichkeit der deutschen Volkswirtschaft" ab. Dies hätte den "schnellen Zusammenbruch der industriellen Produktionsketten in Europa" zur Folge, warnte der Vorsitzende der IG BCE, Michael Vassiliadis. Einen besonders hohen Bedarf an Erdgas haben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Chemie- und die Metallindustrie.
Die Ampel-Parteien schließen pauschale Unterstützungsmaßnahmen laut einem Bericht der "Welt" zwar aus, sehen aber sehr wohl, dass energieintensiven Branchen geholfen werden müsse - wie beispielsweise Herstellern von Glas, Keramik und Düngemitteln. Ihnen müsse spätestens bis Ende Mai das notwendige Geld zur Verfügung stehen, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Bernd Westphal, der Zeitung.
Wichtig sei, "dass wir möglichst zielgenau unterstützen und gleichzeitig so schnell wie möglich daran arbeiten, unsere Abhängigkeit von fossilen Kraftstoffen aus Russland zu reduzieren", sagte der Grünen-Wirtschaftsexperte Dieter Janecek der "Welt". Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Reinhard Houben, sagte der Zeitung, in Abstimmung mit der Förderbank KfW müsse auf Basis der bestehenden Förderkredite "ein einfacher Hilfsmechanismus geschaffen werden, der die Unternehmen unterstützt, die besonders stark in Mitleidenschaft gezogen sind".
Im jüngsten Maßnahmenpaket der "Ampel" waren vergangenen Woche konkrete Hilfen für Unternehmen noch ausgespart worden. Der Koalitionsausschuss verständigte sich aber darauf, dass besonders betroffenen Unternehmen "mit zinsgünstigen Krediten rasch und unbürokratisch die notwendige Liquidität" verschafft und zudem über "weitere Maßnahmen beraten" werden solle.
E.Rodriguez--AT