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Zweiter Streiktag im britischen Bahnverkehr - nur einer von fünf Zügen fährt
Bei den britischen Bahnunternehmen haben Beschäftigte am Donnerstag erneut die Arbeit niedergelegt. Von fünf Zügen fuhr nur einer, und das auch nur zwischen 7.30 Uhr und 18.30 Uhr. Die Gewerkschaft RMT fordert angesichts der Rekordinflation im Land ein kräftiges Lohnplus. Arbeitgeber und Regierung wiesen die Forderung zurück; die Regierung plant nun eine Schwächung der Gewerkschaften.
Am ersten Streiktag am Dienstag hatten nach Gewerkschaftsangaben mehr als 50.000 Mitglieder die Arbeit niedergelegt. Laut RTM war es der größte Bahnstreik seit mehr als 30 Jahren in Großbritannien. Verhandlungen am Mittwoch blieben ohne Ergebnis. Ein dritter Streiktag ist für Samstag angekündigt.
Die Fronten sind verhärtet. Premierminister Boris Johnson hatte die Streiks bereits zu Wochenbeginn "schlecht und nutzlos" genannt. Am Donnerstag kündigte Verkehrsminister Grant Shapps eine Gesetzesänderung an, wonach die Unternehmen zeitweise Personal als Ersatz für Streikende einsetzen können. Dies werde bereits in den kommenden Wochen in England, Schottland und Wales in Kraft treten. Shapps nannte die Reform "lebenswichtig", sie garantiere, dass Streiks künftig weniger Störungen verursachten und das Personal "anpassungsfähig, flexibel und qualifiziert zur Weiterarbeit" sei.
Gleichzeitig wird nach Angaben der Regierung die Höchstsumme hochgesetzt, die Gerichte bei als illegal beurteilten Streiks gegen Gewerkschaften verhängen können - von 250.000 Pfund auf eine Million Pfund (1,16 Millionen Euro).
Die Inflation in Großbritannien hatte im Mai 7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat erreicht. Die Zentralbank rechnet mit bis zu elf Prozent zum Jahresende. RTM fordert Lohnerhöhungen in Inflationshöhe, beklagt aber auch drohende Entlassungen und eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.
Die Gewerkschaft TSSA twitterte am Donnerstag, Lohnerhöhungen seien möglich und "vollkommen gerechtfertigt". Sie hatte am Mittwoch beim privaten Bahn-Unternehmen Merseyrail ein Plus von 7,1 Prozent erreicht.
P.A.Mendoza--AT