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Mehr als 20 Festnahmen am Jahrestag der Tiananmen-Niederschlagung in Hongkong
Am Jahrestag der Niederschlagung der Massenproteste auf dem Tiananmen-Platz in China hat es in Hongkong mehr als 20 Festnahmen gegeben, darunter die der als "Großmutter Wong" bekannt gewordenen Alexandra Wong sowie der prominenten Oppositionellen Chan Po-ying. Die Polizei in Hongkong teilte am späten Sonntag mit, sie habe 23 Menschen festgenommen. Hongkong war lange die einzige Stadt in China, in der noch Mahnwachen stattfinden konnten - bis sie vor drei Jahren auch dort verboten wurden.
Im Stadtteil Causeway Bay waren zahlreiche Polizisten im Einsatz, hielten Menschen an, durchsuchten und befragten sie. Bereits das Mitführen einer Kerze - die Mahnwachen fanden traditionell bei Kerzenschein statt - konnte zu einer Festnahme führen.
Nach Polizeiangaben sind die 23 Festgenommenen zwischen 20 und 74 Jahre alt. Ihnen wird "Landfriedensbruch" vorgeworfen. Eine 53-jährige Frau sei festgenommen worden, weil sie die Polizeibeamten behindert habe, hieß es.
Die 67-jährige Wong war mit Blumen durch das Viertel gelaufen, bevor sie von Polizeibeamten ohne Widerstand zu leisten zu einem Transporter gebracht wurde. Chan, die Vorsitzende der Sozialdemokratischen Liga, einer der letzten verbliebenen Oppositionsparteien, hielt eine kleine LED-Kerze und zwei Blumen in der Hand, als sie von der Polizei abgeführt wurde.
Die Journalistin und ehemalige Vorsitzende der Hongkonger Journalistenvereinigung, Mak Yin-ting, war ebenfalls unter den Festgenommenen. Auch ein Mann, der mit einer Kerze in der Hand auf einer Bank saß, wurde zu einem Polizeiwagen geführt. "Ich wurde festgenommen, weil ich einfach nur da saß", sagte der Mann.
Die Niederschlagung der Tiananmen-Proteste jährt sich am Sonntag zum 34. Mal. Gedenkveranstaltungen sind in ganz China verboten. Jahrelang war Hongkong die einzige Stadt, in der noch in großen öffentlichen Mahnwachen der Ereignisse auf dem Tiananmen-Platz gedacht wurde.
Noch bis 2020 versammelten sich jedes Jahr am 4. Juni zehntausende Menschen mit Kerzen im Victoria Park. Nach massiven pro-demokratischen Protesten in Hongkong erließ Peking 2020 jedoch das sogenannte Sicherheitsgesetz für die Sonderverwaltungszone, das den Behörden drakonische Mittel zur Unterdrückung von Protesten an die Hand gibt und ein Verbot der jährlichen Mahnwachen sowie die Festnahme der Organisatoren zur Folge hatte.
Im Victoria Park fand an diesem Wochenende ein von Peking-treuen Gruppen organisierter Markt statt. Eine 53-jährige Besucherin lobte die Atmosphäre des Marktes und sagte angesprochen auf die Mahnwachen: "Hongkong ist heute ein anderer Ort."
In der Nacht zum 4. Juni 1989 war die chinesische Armee mit Panzern gegen Studentinnen und Studenten vorgegangen, die auf dem Pekinger Tiananmen-Platz für mehr Demokratie demonstrierten. Hunderte, nach einigen Schätzungen sogar mehr als tausend Menschen, wurden damals getötet.
China versucht, das Ereignis aus dem nationalen Gedächtnis zu löschen - von chinesischen Internetseiten wird jede Erwähnung der brutalen Niederschlagung entfernt. In Peking waren am Sonntag rund um den Tiananmen-Platz zahlreiche Polizisten im Einsatz.
Hongkongs Regierungschef John Lee rief die Öffentlichkeit auf, sich an die Gesetze zu halten oder "bereit für die Konsequenzen" zu sein. Die meisten prominenten Demokratie-Aktivisten in der 1997 von Großbritannien an China zurückgegebenen Sonderverwaltungszone haben sich seit 2020 ins Ausland abgesetzt oder wurden festgenommen.
Weltweit waren Mahnwachen geplant, von Japan bis London, wo am Sonntag auf dem Trafalgar Square eine Nachstellung der Proteste in Peking im Jahr 1989 stattfinden sollte. In New York hatten Teilnehmer der damaligen Proteste in Peking am Freitag ein Museum eröffnet, das an die "demokratischen Träume des chinesischen Volkes" erinnern soll.
R.Lee--AT